Der Mund ist die Öffnung zum Leben. Durch ihn atmen wir Lebens-Stoffe ein und Schadstoffe aus. Mit ihm trinken wir und stillen unseren Durst nach frischem Wasser. Mit ihm essen und schmecken wir, was zur Ernährung und Erhaltung lebensnotwendig ist. Mit ihm sprechen wir und teilen uns anderen mit. Mit ihm singen wir und drücken unsere Freude, Sehnsucht und Trauer aus. Mit ihm küssen wir als Zeichen der besonderen Liebe und Nähe zu einem Menschen. Und mit dem Mund beten wir zu Gott als der höchsten und schönsten Öffnung unseres Lebens zu dem Lebendigen.
Das Beten schließt alle anderen Funktionen des Mundes ein. Beten ist wie atmen. Wir atmen die Liebe Gottes ein und unsere Sorgen und Gifte aus. Beten ist wie trinken aus der lebendigen Fülle Gottes. Beten ist wie essen vom Brot des Lebens. Beten ist ein Zwiegespräch mit Gott, in dem er sich uns mitteilt, und wir uns ihm mitteilen. Beten ist Singen, Loblieder voller Freude und Klagelieder voller Trauer. Und Beten ist wie Küssen, mehr als ein Akt des Mundes, eine wunderschöne Vereinigung von Liebenden.
So ist Beten alles und die Krönung von allem: atmen, trinken, essen, sprechen, singen und küssen. Es ist die stärkste und intimste Öffnung zum Leben. Der Mund empfängt und sendet. Durch ihn geht das Leben ein, und aus ihm kommt das, was der ganze Mensch empfangen hat, heraus: Worte der Liebe, Lieder der Liebe und Zeichen der Liebe, Gebete zu Gott.
Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen, ... der deinen Mund fröhlich macht.
Psalm 103,1.5
Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben" © 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage 2015 /
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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