"Es war einmal ein Edler, des Freunde und Angehörige durch ihren Leichtsinn um ihre Freiheit gekommen waren und in fremdem Lande in harte Gefangenschaft geraten waren. Er konnte sie in solcher Not nicht wissen und beschloss, sie zu befreien. Das Gefängnis war fest verwahrt und von inwendig verschlossen, und niemand hatte den Schlüssel. Als der Edle sich ihn nach vieler Zeit und Mühe zu verschaffen gewusst hatte, band er dem Kerkermeister die Hände und Füße und reichte den Gefangenen den Schlüssel durchs Gitter, dass sie aufschlössen und mit ihm heimkehrten. Die aber setzten sich hin, den Schlüssel zu besehen und darüber zu ratschlagen. Es wird ihnen gesagt, der Schlüssel sei zum Aufschließen, und die Zeit sei kurz. Sie aber blieben dabei, zu besehen und zu ratschlagen. Und einige fingen an, an dem Schlüssel zu meistern und daran ab- und zuzutun. Und als er nun nicht mehr passen wollte, waren sie verlegen und wussten nicht, wie sie mit ihm tun sollten. Die andern aber hatten ihren Spott und sagten, der Schlüssel sei gar kein Schlüssel, und man brauche auch keinen."
(Matthias Claudius)
Wir sitzen im Kerker des Todes. Jesus reicht uns in seiner Liebe die Schlüssel, mit denen wir herauskommen können, lässt uns seine wunderbare Befreiung nahe bringen. Es eilt, aber wir untersuchen das Evangelium und verändern es so lange, bis es seine erlösende Macht verliert. Dann ziehen wir alles in Zweifel und klagen Gott an. Nein, so geht es nicht. Wir wollen einfach aufschließen und in der Freiheit der Kinder Gottes leben und mit Jesus "heimziehen".
Jesus sagt: "Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle!"
(Offenbarung 1,17f)
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage 2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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