"Seid still, wenn ihr nichts zu sagen habt. Seid bitte still!" hatte die aidskranke Bigi unter ein Bild in ihrem Krankenzimmer geschrieben. Was wird an Kranken- und Sterbebetten alles geredet, weil man im Grunde nichts zu sagen hat. Wie oberflächlich, gedankenlos und lieblos sind oft die Reden und Worte, weil wir in der Tiefe der Situation so hilflos sind. Warum fällt es so schwer, liebevoll zu schweigen und auf ganz andere Weise miteinander zu sprechen? Mit der Sprache des Körpers, indem wir die Hand halten, behutsam streicheln, drücken und annehmen, gibt es Reden ohne Worte und ein Verstehen ohne Gespräche. Im Schweigen lässt sich manche Situation besser erfühlen und verstehen, lässt sich die Tiefe des Lebens besser mitteilen, mit anderen teilen. Schon Nähe und Gegenwart, Zustimmung und Aushalten sind manchmal mehr als Worte oder Sprüche.
Als aber die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, wurden sie eins, hinzugehen, um ihn zu trösten. Sie erhoben ihre Stimme und weinten, ein jeder zerriss sein Kleid als Zeichen der Trauer und saßen mit ihm sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.
Hiob 2,11-13
Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben" © 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage 2015 /
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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