Eine kleine Geschichte von Johann Gottfried Herder erinnert uns daran, dass die Wärme der Liebe im Letzten stärker ist als das heftige und gewaltsame Einfluß nehmen auf Menschen. Einmal stritten sich die Sonne und der Wind, wer von ihnen der Stärkere sei. Sie kamen überein, dass derjenige der Mächtigere wäre, der einen Mann dazu bringen würde, seinen Mantel auszuziehen. Und schon kam ein Wanderer die Straße entlang. Sofort begann der Wind zu stürmen, und Regen und Hagelschauer unterstützten ihn. Der arme Mann jammerte und klagte, denn ihm war sehr kalt. Er wickelte seinen Mantel fester und fester um sich und setzte seinen Weg fort, so gut er konnte. Jetzt war die Sonne an der Reihe. Mit milder und sanfter Glut ließ sie ihre Strahlen herabfallen. Die Luft wurde warm, und der Wanderer fing an zu schwitzen. Er konnte den Mantel nicht länger anbehalten. So nahm er ihn ab, legte sich in den Schatten eines Baumes und hielt ein kleines Schläfchen. Wie hat sich die Sonne da gefreut! Die Gott lieb haben, sollen sein, wie die Sonne aufgeht in ihrer Pracht! Richter 5,31
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlage
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