Ich dachte manchmal schon: du liebe Zeit, wohin bist du so unbemerkt entschwunden? Gefiel's dir nicht bei uns, warst du es leid und drehst nun anderswo schon deine Runden? Wir brauchen dich, glaub' mir und sei gescheit. Du siehst doch, wie wir hasten und uns eilen, wie jeder klagt: ich habe keine Zeit. Und keiner kann noch irgendwo verweilen. Das seh' ich, sagst du, ich wär' schon bereit und bliebe gern, doch hör' ich immer sagen: verkürzen wir sie uns, die lange Zeit, die Langeweile läßt sich schwer ertragen! Ich geh, ich will nicht lästig sein. Ihr seid sehr schnell geneigt, mich zu vertreiben, mich totzuschlagen gar bereit. - Verzeiht, am Leben möcht' man schließlich bleiben! (Lothar Zenetti) Du liebe Zeit, sagen wir. Aber wir verkürzen sie uns, dann vertreiben wir sie wie eine lästige Fliege, und schließlich schlagen wir sie tot wie eine Feindin. Und am Ende trauern wir ihr nach, wenn sie vergangen ist. "So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise, und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit!" (Ephescr 5,15f)
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage 2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlage
Comments