Zu einem alten Mönchsvater kam ein Bruder, der von Trauer und Depression geplagt wurde. Er gestand dem geistlichen Vater, dass er nicht mehr beten könne. Der antwortete: "Wenn du nicht beten kannst, so geh doch in den Gottesdienst und höre zu, wie die anderen beten!" Die Anfechtung wird nicht ausgeredet, nicht dramatisiert. Der Bruder darf trauern. Er wird nicht zum Beten gezwungen. Aber er wird nicht sich selbst überlassen, sondern er darf sich fallen lassen in die Gemeinschaft der anderen, die beten, mit ihm beten, für ihn beten, an seiner Stelle beten, bis er es wieder mit Freuden tun kann.
Luther hat den Trost solchen Für-Glaubens auch beschrieben: "Wenn du nicht verzweifelst, die Geduld nicht verlierst, wo steckt der Grund? in deiner Tugend? Gewiss nicht, sondern in der Gemeinschaft der Heiligen!"
Jeder von uns ist auf die Menschen in der Gemeinde, ihre Nähe und Glaubenskraft angewiesen.
"Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen!"
(Galater 6,2)
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage 2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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