"Heilen, leiten trösten – das ist Gottes Tun. Gott sieht unsere Wege an: es ist Gnade, wenn er das tut; er kann uns auch unsere Wege gehen lassen, ohne sie anzusehen. Aber er hat sie angesehen – und er sah uns verwundet, verirrt, verängstigt.
Nun ist er dabei, uns zu heilen. Er berührt die Wunden, die uns die Vergangenheit geschlagen hat, und sie vernarben: sie tun nicht mehr weh; sie können unserer Seele nicht mehr schaden. Erinnerungen quälen uns nicht mehr; alle Schmerzen versinken ins Nichts, in Vergangenheit, wie in der Nähe eines geliebten Menschen. Gott ist uns näher als das Vergangene.
Gott will uns leiten. Nicht alle Wege der Menschen sind Gottes Führung; wir können oft lange auf eigenen Wegen gehen, auf ihnen sind wir ein Spielball des Zufalls, ob er uns Glück oder Unglück bringt. Die eigenen Wege führen im Kreis immer zu uns selbst zurück. Aber wenn Gott unsere Wege leitet, dann führen sie zu ihm. Gottes Wege führen zu Gott. Gott leitet uns durch Glück und Unglück – immer nur zu Gott. Daran erkennen wir Gottes Wege.
Gott will uns trösten. Gott tröstet nur, wenn Grund genug dafür vorhanden ist; wenn Menschen nicht aus noch ein wissen; wenn die Sinnlosigkeit des Lebens sie ängstigt. Die Welt, wie sie in Wirklichkeit ist, macht uns immer Angst. Aber wer getröstet wird, sieht und hat mehr als die Welt, er hat das Leben mit Gott. Nichts ist zerstört, verloren, sinnlos, wenn Gott tröstet.
"Ich heilte, ich leitete, ich tröstete – da ich ihre Wege ansah", - hat Gott es nicht unzählige Male in unserem Leben getan? Hat er nicht die Seinen oftmals durch große Not und Gefahr geführt? Wie heilt, wie leitet, wie tröstet Gott? Allein dadurch, dass er eine Stimme in uns gibt, die sagt, betet, ruft, schreit: ´lieber Vater!´"
(Dietrich Bonhoeffer)
"Ihre Wege habe ich gesehen, aber ich will sie heilen und sie leiten und ihnen wieder Trost geben; und denen, die da Leid tragen, will ich Frucht der Lippen schaffen. Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der Herr; ich will sie heilen!"
(Jesaja 57,18f)
Quellennachweis: Chr. Kaiser / Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh)
Comments