Ich sitze im Straßencafé einer Großstadt mit Cappuccino und Buch und schaue zwischendurch den vielen verschiedenen Menschen nach, die vorübergehen. Dabei fallen mir drei Jugendliche ins Auge; auf ihren schwarzen T-Shirts steht mit weißen Buchstaben aufgedruckt: scarred for life - gezeichnet für das Leben! Beim Lesen fallen mir viele Kinder und Menschenkinder ein, die durch irgendein Schicksal für ihr Leben gezeichnet sind. Kranke und behinderte Kinder, arme und misshandelte Kinder, schwer arbeitende und missbrauchte Kinder, Waisenkinder, Findelkinder, Aidskinder und Straßenkinder, Slumkinder und bettelnde Kinder, scarred for life - gezeichnet für ihr Leben. Und dann fällt mir ein, dass das Wort gezeichnet nicht nur die negativen und schlimmen Dinge bedeuten muss. Gibt es auch ein Gezeichnetsein zum Guten und Überwinden, zum Wachsen und Gelingen, zum Vorankommen und Siegen? Die Kinder, die wir zur Taufe oder zur Segnung in Gottes Haus bringen, werden gezeichnet für ihr Leben. Eltern, die ihre Kinder abends zu Bett bringen, mit ihnen beten und sie segnen, scarred for life - gezeichnet für ihr Leben. Vor einer Reise oder am ersten Schultag werden in vielen Gemeinden und Elternhäusern die Kinder gesegnet, und das heißt wörtlich: gezeichnet, sozusagen signiert, handsigniert von Gott selbst. Lassen wir uns gegen alles Negative, Böse und Schlimme in jedem Gottesdienst segnen. Am Geburtstag, bei der Eheschließung, beim Einzug in ein Haus und am Anfang einer Arbeit können wir uns segnen lassen. Sicher haben wir dann auch die besseren Motive, die vom Schicksal gezeichneten Menschen zu begleiten, ihnen zu helfen und ihre Not zu lindern. Siehe, in meine Hände habe ich dich gezeichnet. Jesaja 49,16 Der Herr segne euch je mehr und mehr, euch und eure Kinder! Psalm 115,14
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017 / Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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