Zwei junge Menschen verlieben sich und beschließen zu heiraten. Das Mädchen kommt aus einem überreichen Elternhaus. Dort wird der junge Mann zum Abendessen eingeladen und will um die Hand der Tochter bitten. Verlegen steht er mit seinem Blumenstrauß den zukünftigen Schwiegereltern gegenüber. Die wohlüberlegten Sätze sind wie weggeblasen. Schließlich spricht er von einem ungeheuren Zug, der ihn zu dem Mädchen zieht, dass der Zug immer stärker wird, dass er sich so zu dem Mädchen hingezogen fühlt, dass er um die Hand der Tochter bitten möchte. Der zukünftige Schwiegervater legt ihm gütig lächelnd die Hand auf die Schulter und fragt: "Dieser Zug, von dem Sie da sprechen, ist das ein Güterzug oder ein Personenzug?"
Ist Gott für uns nur der Geber und Wünscheerfüller und unsere Beziehung zu ihm nur ein Güterzug? Oder ist Gott unser Herr und Vater, Freund und Vertrauter und unsere Beziehung zu ihm ein Personenzug? Gott schickt wahrlich viele Güterzüge: Kosmos und Erde, Sonne und Regen, Zeit und Leben, Schätze und Reichtümer. Aber dann kam der Personenzug Gottes. Gott wurde Mensch und erklärte uns seine Liebe, trug unsere Schuld, teilte unser Leid und starb unseren Tod. Wenn wir darauf mit Liebe antworten und eine persönliche Beziehung zu Gott im Glauben und Vertrauen finden, dann werden auch unsere Beziehungen untereinander wieder gelöster, menschlicher und liebevoller. Sind unsere Bezüge in Familie, Gemeinde und Gesellschaft Güterzüge des Begehrens, Neidens und Habenwollens oder Personenzüge des Vertrauens, Schenkens und Liebens?
"Ich habe dich je und je geliebt!" ist die Einladung Gottes in seinen Personenzug der Liebe, sein Angebot, zu Teilhabern des Lebens zu werden. Und wir wollen einsteigen: "Mein Herr und mein Gott!"
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage 2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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