In einer fränkischen Zeitung erscheint eines Tages eine Anzeige mit dem Wortlaut: "Ich danke Gott und dem Opelfahrer, der am ... auf der Bundesstraße ... mein falsches Überholen durch geschicktes Bremsen ausgeglichen und mir das Leben gerettet hat!"
Drei Tage später erscheint in derselben Zeitung an gleicher Stelle eine neue Anzeige mit dem Wortlaut: "Noch mal Schwein gehabt! Der Opelfahren."
"Ich danke Gott" oder "Schwein gehabt", welche Anschauung vom Leben haben wir? Empfangen wir das Leben als Geschenk von Gott, oder sehen wir es als Ergebnis von Glück oder Unglück an?
Das Haben und Bekommen ist die Vorstufe des Lebens. Erst im Danken finden wir die Beziehung zum Geber und zum Nächsten. Gott und dem anderen danken sind elementare Äußerungen des Lebens.
Täglich zu singen
Ich danke Gott und freue mich
wie's Kind zur Weihnachtgabe,
dass ich bin, bin! Und dass ich dich,
schön menschlich Antlitz! habe.
Gott gebe mir nur jeden Tag,
so viel ich darf zum Leben.
Er gibt's dem Sperling auf dem Dach;
wie sollt er's mir nicht geben!
(Matthias Claudius)
"Gott nötig haben, ist des Menschen höchste Vollkommenheit. Man braucht sich nicht zu schämen, dass man Gott braucht, sondern gerade das ist die Vollkommenheit; und am traurigsten ist es, wenn ein Mensch durchs Leben ginge, ohne zu entdecken, dass er Gott braucht."
(Soren Kierkegaard)
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage 2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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