Jemanden mal ordentlich ins Gebet nehmen bedeutet, jemanden energisch zurechtweisen, ihm Vorhaltungen machen oder ihm ins Gewissen reden. Es gibt unterschiedliche Erklärungen für diese Redensart. Einmal könnte sie aus der Beichtpraxis stammen, wenn nämlich der Beichtvater dem Beichtenden nach dem Sündenbekenntnis Gebete vorsprach, in die er den reuigen Sünder mit hinein nahm. Eine andere Erklärung wäre der mittelalterliche Brauch, in das Gebet den Tadel für bestimmte Verfehlungen hinein zu nehmen. Und noch eine ganz andere Erklärung denkt an das alte plattdeutsche Wort "Gebett" für Gebiss, das man schwierigen Pferden anlegte: man zügelte sie, indem man sie ins "Gebett" nahm. Das wäre dann der Redensart "Jemanden an die Kandare nehmen" ähnlich. Denn Kandare ist ebenfalls die Gebissstange am Pferdezaum, mit der man die Pferde leitet. Wie auch immer man die Redensart erklärt, am schönsten wäre sie ganz wörtlich und dann positiv verstanden: Jemanden mit in das Gebet, in die Fürbitte nehmen. Das wäre das Beste, was wir füreinander tun könnten. Wen möchte ich heute mal ordentlich ins Gebet nehmen?
Ich ermahne euch aber durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, dass ihr mir kämpfen helft durch eure Gebete für mich zu Gott.
Römer 15,30
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017 / Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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