Mary Reed (1854-1943) war als junge Missionarin aussätzig geworden. Nun stand sie vor der Wahl, ihr Leben isoliert in einem Sanatorium zu verbringen oder in die Himalajagegend zu gehen und dort Aussätzige zu pflegen. Sie entschloss sich für das letztere und musste alte Schrecken der Einsamkeit und Krankheit durchkosten. Sie schreibt: "In den ersten Jahren litt ich entsetzlich unter unsagbaren Ängsten. Es war die Angst vor meiner Krankheit, vor wilden Tieren, vor der Einsamkeit. Eines Nachts hielt ich diese Angstzustände nicht mehr aus. Ich warf mich auf die Knie und flehte inbrünstig zu Gott, er möge mich in dieser Nacht doch von der Angst befreien oder mich den Morgen nicht mehr erleben lassen. So rang und betete ich bis zum Morgengrauen. Immer heftiger wurden meine innere Qualen. Da - auf einmal wusste ich gewiss, dass Jesus neben mir stand. Seine Hand berührte mich. Die Angst war verschwunden. Ich konnte nicht anders, ich musste loben und danken." Der Auferstandene hatte die Angst durchbrochen und ihr seinen Frieden zugesprochen. Mary Reed nahm einen Pinsel und schrieb mit Farbe an die Wand: Jesus wurde Sieger!
"Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickst du mich und hilfst mir mit deiner Rechten!"
(Psalm 138,7)
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage 2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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