Nicht weit von einem berüchtigten Club entfernt waren drei Straßenarbeiter in einer Baustelle beschäftigt. So konnten sie genau sehen, wer so alles den Club besuchte. Ein stadtbekannter Politiker ging in das anrüchige Haus. "Na ja, was kann man von denen schon erwarten", sagt der eine Bauarbeiter. Dann müssen sie sehen, wie auch der jüdische Rabbi das Haus aufsucht. "Das überrascht mich nicht", sagt der andere Bauarbeiter. Schließlich sehen sie auch einen buddhistischen Mönch in den Club gehen. "Sieh an, die sind auch nicht besser", sagt der dritte Bauarbeiter. Und dann sehen sie den katholischen Priester ihrer Ortsgemeinde sein Gesicht verdeckend in das Haus schlüpfen. "Ist das nicht schrecklich", sagten sie alle drei, "eines der Mädchen muss im Sterben liegen, dass unser Priester kommen muss."
Sehen wir, was wirklich ist? Oder sehen wir, was wir sehen wollen, bei den einen das Schlechte, bei den anderen das Gute? Kann manches einfach deswegen nicht sein, weil wir es nicht wahrhaben wollen?
Die Liebe freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
1.Korinther 13,6f
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017 / Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Comments