Tränen über den eigenen Schmerz sind wichtig und richtig. Wir haben sie alle geweint und gespürt, wie gut es tut, sich ausweinen zu können. Aber es gibt noch andere Tränen, die Tränen über das Verlorensein der Menschen und die Not ihres Lebens. "Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben." (Psalm 126,6) Jesus weinte über Jerusalem und ließ seinen Tränen über den Unglauben der Menschen seinen Lauf: "Wenn doch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zu deinem Frieden dient! Aber nun ist es verborgen vor deinen Augen." (Lukas 19,41)
Paulus hat die Menschen in der Weltstadt Ephesus drei Jahre lang begleitet und sie zu Jesus eingeladen: "Denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen!" (Apostelgeschichte 20,31)
Die Liebe zu den Menschen findet ihren stärksten Ausdruck darin, dass man um sie weinen kann. So schreibt Paulus an die Korinther: "Ich schrieb euch unter vielen Tränen; nicht, damit ihr betrübt werden sollt, sondern damit ihr die Liebe erkennt, die ich besonders zu euch habe." (2.Korinther 2,4) Auf dem Evangelisationskongress in Manila wurde das Wort vom "compassionate evangelism", von dem
"mitleidenden Evangelisieren" geprägt. Die Menschen so sehr zu lieben, dass wir mit ihnen leiden und um sie weinen, wäre sicher ein guter Schlüssel, die Herzen aufzuschließen für Gott.
Und als Jesus das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren abgehetzt und zerstreut, wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Matthäus 9,36
Axel Kühner "Zuversicht für jeden Tag"
© 2002 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 7. Auflage
2017 / Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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