Kinder sind laut. Sie rufen und raufen, lärmen und lachen, schreien und singen. Erwachsene nennen das ein schlechtes Benehmen. Sie selber nehmen Maschinenlärm und Fabrikgetöse, Autolärm und Presslufthämmer in Kauf. Aber Kinder müssen still sein und Ruhe geben.
Kinder sind unruhig. Sie rennen und toben, balgen und springen. Erwachsene halten das für unerträglich. Sie selber sind ständig auf Achse, haben nie Zeit und sind eilig beim Reisen und hastig beim Kaufen. Aber Kinder müssen brav sein und stillsitzen.
Kinder sind dreckig. Sie lieben Erde und Wasser, manschen und matschen, kleckern und kleistern. Erwachsene nennen das unanständig. Sie selber sehen sich abends schmutzige Filme und den letzten Dreck an, haben eine vergiftete Phantasie und schmutzige Gedanken. Aber Kinder müssen saubere Hände und reine Sachen haben.
Kinder sind ehrlich. Sie sagen, was sie denken, und zeigen, was sie empfinden. Erwachsene nennen das unhöflich. Sie selber tragen Masken und lügen, wenn sie höflich sind. Aber Kinder sollen angepasst und nett sein.
Kinder sind liebebedürftig und brauchen Hände und Wärme, einen Schoß und ein Gesicht. Aber Erwachsene nennen das nervig und störend. Sie selber sind ständig unterwegs, um Anerkennung und Zustimmung, Beifall und Wertschätzung zu finden. Aber Kinder sollen mit schönen Spielsachen und teuren Geräten zufrieden sein.
Jesus hat einst den Erwachsenen die Kinder zum Vorbild gegeben. Aber die Erwachsenen geben den Kindern ihr schlechtes Vorbild und wundern sich, wenn die Gesellschaft entgleist.
Jesus rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie und sprach: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
Matthäus 18,2f
Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben" © 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage 2015 /
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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